14.:33.JSO_LOGO_dunkelrot
18Feb2012

City : Göttingen
Venue : Aula am Wilhelmsplatz
Address : Wilhelmsplatz 1


Programm

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)

Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“ op. 26

Allegro moderato – Animato a tempo

Leitung: Daniel Eismann


Camille Saint-Saëns (1835 – 1921)

Introduction und Rondo capriccioso, op. 26

Andante (maliconico) – Allegro ma non troppo – Più Allegro

Solist: Pascal Seiler (Violine)

Leitung: Daniel Eismann


Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)

Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 36
Adagio – Allegro con brio
Larghetto
Scherzo: Allegro
Allegro Molto

Leitung: Alon Sariel



Felix Mendelssohn Bartholdy verarbeitete in der Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“ die Eindrücke einer Reise nach Großbritannien, bei der er 1829 die Inselgruppe vor der Westküste Schottlands besuchte. Diese galten als Schauplatz der Ossian-Epen, in welchen der blinde Barde Ossian die Kriege und Heldentaten des Königs Fingal und seiner Krieger sowie die wilde ursprüngliche Landschaft besingt. Diese gälischen Mythen lösten in der Romantik eine große Ossian-Begeisterung in Europa aus, 1895 stellten sich die Epen jedoch als Fälschung heraus. Die gesammelten Landschaftsimpressionen aber auch Motive der ossianischen Dichtung verarbeitet Mendelssohn in den folgenden sechs Jahren zu einer Konzert-Ouvertüre, welche er in diesem Zeitraum in drei verschiedenen Fassungen unter wechselndem Titel veröffentlichte. Der Titel „Fingalshöhle“ verweist auf eine große, mit Wasser gefüllte Basalthöhle auf der Hebriden-Insel Staffa, die angeblich in nahem Bezug zum König Figal stand.
Für den Aufbau seiner Ouvertüre verwendete Mendelssohn die Sonatenhauptsatzform. Zu Beginn des Werkes wird durch eine Reihung kontrastierender harmonischer Flächen ein Klangraum erzeugt, in welchem sich frei schwebend das eintaktige fallende „Hebriden-Motiv“ entfaltet, sodass ein Eindruck von Ferne und Abgeschiedenheit entsteht. Dieses wellenförmige Motiv ist von zentraler Bedeutung für die Ouvertüre und wird im Werk auf vielfältige Weise variiert. Der Eindruck eines Meeres ergibt sich aus der folgenden wogenden Streichbewegung, welche eine rhythmisch bewegte Fläche erschaffen. Am Ende der Exposition wird als motivische Kontrastgestalt zum „Hebriden-Motiv“ ein heroisches Signalmotiv eingeführt, in welchem die Klangfarbe der Blechbläser dominant hervortritt, sodass es sich auf die Höner der ossianischen Krieger beziehen könnte. Gegen Ende der Durchführung wird dieses Signalmotiv durch wechselnde Instrumentierung intensiviert bis es zu einem Widerstreit der Bläser und Streicher kommt, welche ein Fanfarenmotiv jeweils versetzt gegeneinander spielen. Mit diesem Klangbild könnte ein Sturm oder auch eine Schlacht dargestellt sein. So verwendet Ossian häufig Sturmmetaphern, um über die kriegerische Auseinandersetzung der Fürsten zu berichten. Die Reprise ist im Vergleich zur Exposition deutlich verkürzt, wobei an ihrem Ende häufig die Assoziation mit einem Traum Ossians aufkommt. Durch ein Diminuendo und ein auskomponiertes Ritardando wird allmählich aus der empirischen Welt in eine Traumwelt übergeblendet und durch einfache, fast reglose Harmonien kommt die symphonische Zeit zum Stillstand. Sie wird jedoch mit Eintritt in die Coda durch Triller in den hohen Streichern und die Einführung eines neuen Motivs im Scherzo-Charakter abrupt aus ihrem Stillstand gerissen.
(Nina Stamer)

Camille Saint-Saëns war ein französischer Komponist aus der Zeit der Spätromantik. Er ist vor allem für seine Kompositionen „Karneval der Tiere“ und „Danse macabre“ bekannt.
In seinem sechsten Lebensjahr schrieb er erste Stücke, mit 11 Jahren gab er sein erstes Konzert. Deshalb wurde er von manchen Zeitgenossen auch als neuer Mozart gehandelt. Allerdings verblasste seine Popularität in Frankreich auf Grund seiner, bis auf wenige Ausnahmen, eher konservative Musik. So bekämpfte er die Einflüsse von Impressionismus, Spätromantik und Avantgarde. Nichtsdestotrotz stellen seine meisten Werke durch ihre Virtuosität hohe Ansprüche an die Interpreten. Er selbst soll an der Orgel seinesgleichen gesucht und am Klavier nur wenige Rivalen gehabt haben.
Sein „Introduction und Rondo capriccioso, op. 28“ für Violine Solo und Orchester schrieb er im Jahre 1863 für den Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate.
Auf die ruhige Einleitung Andante maliconico folge das Rondo, wobei „capriccioso“ soviel wie „lebhaft“ bedeutet. Bei einem Rondo wechselt sich das Hauptthema (Ritornell) mit verschiedenen Zwischenteilen ab. Das Thema ist in diesem Fall durch seinen spanisch-tänzerischen Charakter und die synkopierte Melodie gekennzeichnet. Es folgt der erste mit Trillern verzierte Zwischenteil, der über fallende Arpeggien wieder zum Thema überleitet.
Nach einem kurzen Zwischenspiel des Orchesters und seiner Imitation durch die Geige nimmt der Rhythmus eine ungewöhnliche Wendung, da das Orchester wie bisher im 6/8-Takt fortfährt, wohingegen die Geige im 2/4-Takt eine weiche, sich steigernde Melodie spielt, um schließlich in einer chromatischen Überleitung wieder zum Thema zu gelangen. Dieses wird, wie zuvor, vom Zwischenspiel des Orchesters und erneuter Imitation sowieso einem ruhigen Teil abgelöst. Allerdings folgt nun anstatt des Themas die zuvor erklungene Trillerpassage, worauf diesmal verschiedene Bläser abwechselnd Teile des Hauptthemas übernehmen.
Die Kadenz bereitet letztendlich die schnellere, das Stück in Arpeggien beendende Coda vor.
(Pascal Seiler)

Ludwig van Beethoven, der von der väterlichen Seite musikalisch beeinflusst war, ist einer der bedeutendsten Komponisten der Wiener Klassik und gleichzeitig ein Wegbereiter der Romantik gewesen.
Sein Wirken lässt sich in drei Schaffensperioden einteilen. Für die zweite davon, in der auch die zweite Sinfonie in D-Dur anzusiedeln ist, reicht von ca. 1800 bis 1814. Die Entstehungszeit der zweiten Sinfonie liegt wahrscheinlich zwischen 1800 und 1802, die Uraufführung fand jedoch erst im April 1803 statt. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass Beethoven noch nachträglich seine Sinfonie geändert hat, wovon besonders der letzte und teilweise auch zweite Satz betroffen sein soll.
Obwohl Beethovens Leben als große Tragödie gilt, steht die Heiterkeit der zweiten Sinfonie in keinem Widerspruch dazu, da zur Zeit der Hauptarbeit am Werk wenig Anzeichen seiner späteren Depression vorliegen.
Beethoven verwendet für seine zweite Sinfonie die klassische viersätzige Struktur: Der erste Satz beginnt mit einer Einleitung im Adagio, den Hauptteil des Satzes bildet jedoch das Allegro con brio. Darauf folgt im zweiten Satz ein Larghetto mit einer sehr natürlichen Stimmführung. Der dritte Satz besteht aus dem für Beethoven typischen Scherzo mit dem üblichen Formschema. Die Sinfonie endet mit einem Allegro molto.
(Jacob Glatzel)

Pascal Seiler wurde 1995 in Leipzig geboren, wo er mit 7 Jahren die erste Geigenstunde bekam und die Vorbereitungsklasse des Thomanerchors besuchte. Mit 8 Jahren ist er nach Göttingen gezogen und nimmt seitdem Geigenstunden bei Frau Ulla Schimpf. Bis 2008 hat er außerdem in der Chorakademie Göttingen und im Göttinger Knabenchor gesungen.
2007 gewann Pascal bei Jugend musiziert im Trio den 1. Preis des Landeswettbewerbs. Seit 2008 ist er Mitglied des JSO Göttingen und seit 2011 des Niedersächsischen Jugendsinfonieorchesters. Von 2008 bis 2011 nahm er Klavier- und Musiktheorieunterricht bei Anke Hauenschild.

Mit diesem Konzert geben die Gründer des JSO, Christian Kirscht und Lothar Steinert, nach 27 Jahren die künstlerische Gesamtleitung in jüngere Hände. Erfreulicherweise ist es gelungen, Daniel Eismann und Alon Sariel für diese Aufgabe zu gewinnen.

Daniel Eismann studierte an der „Hochschule für Musik Franz Liszt“ in Weimar Schulmusik und absolvierte danach sein Referendariat in Bayreuth. Seit August 2008 unterrichtet er als Musiklehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Göttingen, wo er das Streich- und Blasorchester sowie die Bläserklasse leitet.

Alon Sariel, Dirigent, Mandolinist, Lautenist. 1986 wurde er in Israel geboren und zählt heute zu den erfolgreichsten Jungtalenten auf der Bühne, sei es als Dirigent, als Solist an der Mandoline oder im Orchester. Alon Sariel wurde an der Jerusalem Academy for Music and Dance ausgebildet, wo er den Master of Music erreichte. Anschließend setzte er sein Studium am Brussel Royal Conservatory und an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover fort. Der Preisträger von mehreren bedeutenden Wettbewerben ist Musikdirektor und Leiter Camerata Medica Göttingen und des Internationalen Ensembles Hannover sowie des israelischen Projekts für Alte Musik und Mitglied des West-Eastern Divan (Daniel Barenboim). Aufnahmen von ihm können u.a. bei Naxos und Albany Records gefunden werden.


Mitglieder des Jugend – Sinfonie – Orchesters:

Flöte: Clara Büchi, Katharina Keese; Oboe: Paul Diepold, Anna Stampa; Klarinette: Nils Peter, Nina Cichon (a.G.); Fagott: Rahel Pretzsch, Marina Teßmer, Julian Weitkamp; Horn: Anna Barbara Albrecht, Jacob Glatzel, Jan Wagner; Trompete: Anneke Martens, Sonja Radzun; Pauken: Lauritz Kawe; Violine: Luisa Daume, Clara Dobbelstein, Jan Felix Geisler, Nelli Horstmann, Johanna Hundeshagen, Timon-Christopher Knötzele, Konrad Linkmann, Florence Maggs, Siska Mindermann, Maria Mironova, Sonja Polly, Pascal Seiler, Nina Stamer, Finn Henrik Stamer, Sarah Strüber, Wiebke Wruck, Sophie Wucherpfennig; Viola: Aaron Bunker, Tobias Nayda, Hendrik-Kay Rathe; Violoncello: Nico Bauckholt, Johanna Diepold, Ikse Eom, Esther Glatzel, Milena Günther, Britta Meyer, Christian Nayda, Hannah Scheithauer; Kontrabass: Bjørn Steinhoff (a.G.), Peter Diepold (a.G.)

Wir danken allen Instrumentallehrerinnen und –lehrern, die unsere Arbeit durch Erarbeitung der Instrumentalstimmen im Unterricht unterstützt haben, sowie Ulla Schimpf für die Betreuung der Solisten und Christian Kirscht und Lothar Steinert für die Durchführung der Stimmproben.